06.07.2001. Die Fahndung läuft auf vollen Touren: In einer groß angelegten Plakat-Aktion sucht der britische Maler Lucian Freud in Berlin nach einem seiner Bilder.
Die
Fahndung läuft auf vollen Touren: In einer groß angelegten
Plakat-Aktion sucht der britische Maler
Lucian Freud in Berlin nach einem seiner Bilder. Inzwischen sind auch die Plakate Sammlerstücke.
Das kleine Original-
Portrait ist kaum größer als eine Postkarte. Freud fertigte es vor rund 50 Jahren, es zeigt seinen Freund
Francis Bacon. 1988 wurde es während einer Freud-Ausstellung in der Berliner Neuen Nationalgalerie entwendet und ist seither verschwunden. Der Freud-Experte
William Feaver nennt es im
Guardian "the
greatest smallest portrait of the 20th century".
Deshalb, und auch weil Freud nächstes Jahr achtzig Jahre alt und mit einer großen Retrospektive in der Londoner Tate Gallery geehrt wird, in die das Fehlen des Portraits eine schmerzliche Lücke reißen würde, will er es jetzt
unbedingt zurück.
Die
Fahndungsplakate, die Freud vor ein paar Wochen in ganz Berlin auf die Litfasssäulen kleben ließ, zeigten die Schwarzweißzeichnung eines Mannes mittleren Alters.
"Wanted" stand in roten Lettern darüber. Es war der portraitierte Bacon, der hier auf die Betrachter herabschaute, als fahnde man nach ihm selbst. Dass nicht der Mann, sondern das Bild gesucht wurde, wurde erst auf den zweiten Blick klar. Für Hinweise, die zur Wiedererlangung des Bildes führen, wurde von einem Bewunderer des großen Enkels des großen Sigmund gar eine
Belohnung von 300.000 Mark ausgesetzt. Die
Telefonnummer, die auf den Plakaten angegeben ist, führt nach London, wie die
taz ermittelte.
Bis gestern hingen die
2300 Fahndungs-Plakate, die wiederum der
Guardian als
wahre "works of conceptual art" bezeichnet, im gesamten Berliner Stadtraum. Zumindest ein Teil von ihnen soll freilich bereits vor Wochen mit Plakaten einer Kirchner-Ausstellung überklebt worden sein, wie ein
gewisser Aljoscha im taz-Forum meldet. Die Seltenheit und den
Wert der von Freud eigenhändig und
in limitierter Auflage entworfenen Poster dürfte sich dadurch indes nur erhöhen.
Laut Auskunft des
British Council, das die Aktion organisatorisch betreut, gibt es bereits eine
Warteliste mit rund 1500 Anwärtern auf eins der begehrten Stücke. Wer bis jetzt noch keins hat, muß sich also sputen.