Magazinrundschau - Archiv

Hlídací pes

12 Presseschau-Absätze - Seite 2 von 2

Magazinrundschau vom 20.06.2017 - Hlidaci pes

Einer der Gründe für die hohen Hinrichtungszahlen in China ist nach der Meinung von Experten die Organentnahme für Transplantationen. Kateřina Procházková unterhält sich mit zwei Zeugen für diese Praxis, die im britischen Exil leben: dem Chirurgen uigurischen Ursprungs Enver Tohti und der ehemals inhaftierten Falun-Gong-Anhängerin Annie Jang. Tohti bekam in Xinjiang von seinem Chef überraschend einen Operationsauftrag an einem geheimen Ort, der sich als Hinrichtungsstätte herausstellte: "Nach einer Weile hörten wir mehrere Gewehrschüsse hintereinander. Auf Anweisung begaben wir uns zu der Stelle. Dort lagen am Abhang mehr als zehn Leichen (…) Die Toten trugen Gefängniskleidung und hatten geschorene Köpfe. Ich sollte zu dem Letzten gehen. Er war zivil gekleidet und hatte längere Haare. Der Chefchirurg sagte mir nur, ich solle ihm schnell die Leber und Nieren herausoperieren. Von dem Moment an habe ich wie ein Roboter funktioniert und getan, was man mir sagte. (…) Doch als ich zu schneiden begann, reagierte der Körper. Dieser Mensch war noch nicht tot." Hinterher durfte Tohti nicht über die Sache reden. Annie Jang wiederum berichtet aus ihrer Haftzeit im Arbeitslager, dass sie und andere Falun-Gong-Anhänger alle drei Monate gründlichen medizinischen Untersuchungen unterzogen wurden: "Sie nahmen uns Blut ab, röntgten die Lunge, nahmen Urinproben, machten sogar Ulltraschalluntersuchungen von Nieren und Leber. Ich sagte mir: Einerseits quälen sie dich, andererseits lassen sie dir solche Gesundheitsvorsorge zukommen? Warum, habe ich erst später verstanden." Offenbar, so Tohti, "wollen sie eine systematische Datenbank aufbauen, sodass sie, falls ein bestimmtes Organ benötigt wird, wissen, wo man es kriegt." Und warum besonders bei Falun-Gong-Anhängern? "Weil das Menschen sind, die nicht rauchen, keinen Alkohol trinken, Körperübungen machen und in der Regel gesund sind."

Magazinrundschau vom 20.12.2016 - Hlidaci pes

Nun kommt also auch in Tschechien als letzter europäischer Bastion das Rauchverbot in die Gaststätten (und erregt entsprechend die Gemüter). Aleš Rozehnal erinnert aus diesem Anlass an die einstige Symbolkraft der Zigarette, die einmal für Freiheit und Emanzipation stand. Ursprünglich ein Symbol der Männlichkeit und des Rebellentums, aber auch des amerikanischen Traums, "spielte das Rauchen eine bemerkenswerte Rolle in der weiblichen Emanzipationsbewegung. Im 19. Jahrhundert sah man rauchende Frauen als Gefallene oder Prostituierte an. 1904 wurde in den Vereinigten Staaten eine Frau zu einer Freiheitsstrafe verurteilt, weil sie vor ihrem Kind geraucht hatte - was als unmoralisch und als Gefahr für die Gesellschaft galt. Während des Ersten Weltkriegs begannen die Frauen, die Arbeit der an der Front kämpfenden Männer zu übernehmen und zunehmend zu rauchen. Zigaretten wurden für Frauen zu einem Weg des sozialen Normenwandels, begleiteten ihren Kampf für Gleichberechtigung, wurden zum Ausdruck ihrer rebellischen Unabhängigkeit, ihrer Anmut und ihres Ehrgeizes. Als Symbol der Emanzipation und Gleichberechtigung wurde die Zigarette auch als 'Freiheitsfackel' bezeichnet - freilich muss hinzugefügt werden, dass die ganze Bewegung der 'Freiheitsfackel' vom Präsidenten der American Tobacco Company angezettelt wurde, der begriffen hatte, dass der potentielle Markt von Raucherinnen etwas Ähnliches war, wie 'eine Goldmine im eigenen Garten zu entdecken'."