In einem epischen Interview
erzählt der 1928 in Berlin geborene (und fabelhaft gutaussehende)
Georges Borchardt von seinen Erfahrungen als
Literaturagent. Im Grunde hat sich in dem Geschäft nicht viel verändert, meint er. Die größte Veränderung gab es, als die Verleger durch Manager abgelöst wurden. "Man macht nicht notwendigerweise Geld mit dem letzten Schrei. Das wirkliche Geld, wenn man auf Dauer setzt, kommt von Büchern wie diesen - von Büchern, die niemand wollte - ob sie nun von
William Faulkner oder
Elie Wiesel oder
Beckett sind. Unglücklicherweise überzeugt dieses Argument heute keinen heutigen Verleger. Wenn Sie bei Random House oder einem der großen Verlage arbeiten, dann können Sie nicht sagen: 'Wir werden mit diesem Buch in den nächsten drei Jahren nicht viel Geld machen, aber
in zehn Jahren wird uns jeder darum beneiden.' Der Typ, dem Sie das sagen, hat einen Vertrag, der
noch zwei Jahre gilt und im nächsten Jahr neu verhandelt wird. Was bringt es ihm, ein Buch herauszubringen, das erst in zehn Jahren Geld einspielt? Nichts könnte ihn weniger kümmern. Er will ein Buch, das
jetzt Geld macht, so dass er seinen Bossen sagen kann: 'Ihr solltet mir einen Fünf-Jahres-Vertrag für das Doppelte meines Gehalts geben.' Das hat sich also verändert und ich glaube, dass es auf das Verlegen Einfluss hat, mehr als all die anderen Krisen, die kommen und gehen."
In
China erfreut sich seit einigen Jahren ein neues Genre in der Literatur großer Popularität,
verkündet Stephen Morison Jr.: der
Bürokratenroman. "Fans behaupten, dass diese Romane sehr unterhaltsam sind und gleichzeitig wertvolle Einblicke in das byzantinische System von Verhaltensweisen und
Etikette liefern, das in China der Schlüssel zum Erfolg in Bürojobs ist. Aber der Trend könnte auch einen viel wichtigeren Wandel in der Kultur signalisieren - einen, der über literarische Geschmacksfragen hinausgeht.
Wang Yuewen wird weithin das Verdienst zugeschrieben, 1998 mit 'Painting' den ersten erfolgreichen Bürokratenroman geschrieben zu haben. 'Ich habe mit der Zeit gelernt, dass es sehr schwer ist, wegen seines Talents oder harter Arbeit gefördert zu werden', sagte der frühere Bürokrat in einem Interview mit der
China Daily. Also wandte er sich der Literatur zu und schrieb Romane, die von seiner persönlichen Erfahrung im Umgang mit der
komplizierten Maschinerie der kommunistischen Regierung und der staatskontrollierten Fimen profitieren. Seit dem blüht das Genre."
Außerdem: Alex Dimitrov
stellt das Blog
"The Invisible Library" vor. Es ist Büchern gewidmet, die in
Romanen erwähnt werden, die es aber gar nicht gibt. Zum Beispiel "Die endlose Rose" von Hans Reiter in
Bolanos "2666" oder "When the Train Passes" von Elisabeth Ducharme in Vladimir
Nabokovs "Bend Sinister". Gerade gab es in London eine
Ausstellung zu diesen unsichtbaren Büchern.