Das NS-Dokumentationszentrum München thematisiert in der Ausstellung "
Rechtsterrorismus - Verschwörung und Selbstermächtigung - 1945 bis heute" die Kontinuität des rechtsextremen Terrorismus in Deutschland seit 1945,
berichtet Chris Schinke in der
taz. Es geht etwa um die
NSU-Morde, die von Polizei und
Medien lange Zeit einer angeblichen türkischen Mafia und sogar Angehörigen in die Schuhe geschoben wurden. Und um
Halle. "Der Türrahmen des Synagogen-Eingangs von Halle hielt im Jahr 2019 dem Sprengsatz und dem Beschuss des Attentäters stand und verhinderte den geplanten Massenmord in der Synagoge. Für die Rechtsterror-Schau wurde der
originale Türrahmen an den Münchner Ausstellungsort verbracht. Wie ein paar Zentimeter Holz allein einem noch weit schlimmeren Tatausgang im Wege standen, davon lässt das NS-Dokuzentrum so ein eindrückliches Bild entstehen. Auch das Massaker von
Utoya und der Mordanschlag auf zwei Moscheen im neuseeländischen Christchurch finden Eingang in die thematisch überaus dichte Zusammenstellung."
In der
NZZ stellt Ulrich M. Schmid den russischen Philosophen
Iwan Iljin (1883-1954) vor, der Putins imperialistische Politik maßgeblich beeinflusst. Schlimm genug, aber ist er
ein Faschist, wie der Historiker Timothy Snyder 2018 in der
New York Review of Books erklärte? Jein, denkt sich Schmid. "Snyder stützt sich auf Iljins 'Briefe über den Faschismus' aus den Jahren 1925 und 1926, die er nach einer Italienreise verfasst hatte. In der Tat finden sich hier anerkennende Worte über den italienischen Faschismus, wohlgemerkt zu einer Zeit, als der Mord der Schwarzhemden am Sozialisten Giacomo Matteotti eine bekannte Tatsache war. Allerdings verschweigt Snyder in seiner Analyse, dass Iljin seine 'Briefe' in der Zeitschrift des liberalen Publizisten
Peter Struve publizierte. Außerdem zitiert Snyder aus Iljins Artikel 'Über den russischen Faschismus' aus dem Jahr 1928 folgende Definition: 'Der Faschismus ist ein
rettender Exzess einer patriotischen Willkür.' Jedoch unterschlägt Snyder Iljins nächsten Satz: 'Darin liegt sowohl seine Begründung als auch seine Gefährlichkeit.'" Es ist bei Iljin wie mit allem in Putins System, meint Schmid:
Links und rechts haben keine Bedeutung mehr. Die russische Herrschaft "bedient sich eklektisch jener Elemente, die ihr nützen, und kümmert sich weder um den Herkunftskontext noch um die eigene
ideologische Kohärenz". Mehr zu Iljin
hier und
hier.