9punkt - Die Debattenrundschau - Archiv

Geschichte

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9punkt - Die Debattenrundschau vom 06.05.2024 - Geschichte

Katrin Gänsler besucht für die taz die Stadt Ouidah in Benin, wo immer mehr Gedenkorte entstehen, die an den transatlantischen Sklavenhandel erinnern. Sie spricht mit dem Journalisten Guy Dalbert Aguidissou, der auch den afrikanischen Anteil nicht beschweigt: "Wer etwa Handwerker und nützlich für das Königreich Dahomey war, wurde nicht nach Amerika verschleppt, sondern musste hier Zwangsarbeit verrichten. Aguidissou macht keinen Hehl daraus, dass an der Sklaverei europäische Nationen ebenso beteiligt waren wie das einstige Königreich Dahomey, das Kriegsgefangene versklavte und an europäische Händler verkaufte. Daran hatte bereits 1999 der damalige Präsident Mathieu Kérékou mit einer ungewöhnlichen Geste erinnert. Bei einer Reise in die USA besuchte er damals in Baltimore eine Kirche und entschuldigte sich bei Afro-Amerikaner:innen für die Rolle Afrikas im Sklavenhandel."

Außerdem: "Man tut der DDR kein Unrecht, wenn man ihr nachsagt, dass sie kein Rechtsstaat war. Sie wollte selbst kein solcher sein", schreibt der ehemalige Richter am Bundesverfassungsgericht Dieter Grimm auf der "Ereignisse und Gestalten"-Seite der FAZ.

9punkt - Die Debattenrundschau vom 04.05.2024 - Geschichte

Eines der größten Verbrechen des britischen und später auch französischen, niederländischen und japanischen Kolonialismus kommt in den populäreren postkolonialen Diskursen kaum vor: Wie Britannien China anfixte und opium-abhängig machte und die Opium-Sucht sogar mit Kriegen, an denen sich auch die Deutschen beteiligten, durchsetzte. Die koreanisch-schweizerische Autorin Hoo Nam Seelmann kommt in der NZZ darauf zurück: "Jahr für Jahr gelangt mehr Opium nach China. Es beginnt eine große Verheerung, die Zahl der Abhängigen nimmt dramatisch zu. Der Versuch des Kaisers, den Schmuggel zu unterbinden, führte zu zwei Opiumkriegen (1839-1842, 1856-1860). China unterlag, musste Hongkong abtreten und hohe Reparationszahlungen leisten, weil es Tonnen von britischem Opium vernichtet hatte. Als folgenschwer erweist sich, dass China gezwungen wird, den Opiumhandel zu legalisieren und westliche Handelsleute ins Land zu lassen. Nun entwickelt sich China zu einem Eldorado des Opiumhandels, und Millionen Chinesen finden den Tod."
Stichwörter: Opiumkrieg, Kolonialismus

9punkt - Die Debattenrundschau vom 03.05.2024 - Geschichte

Das NS-Dokumentationszentrum München thematisiert in der Ausstellung "Rechtsterrorismus - Verschwörung und Selbstermächtigung - 1945 bis heute" die Kontinuität des rechtsextremen Terrorismus in Deutschland seit 1945, berichtet Chris Schinke in der taz. Es geht etwa um die NSU-Morde, die von Polizei und Medien lange Zeit einer angeblichen türkischen Mafia und sogar Angehörigen in die Schuhe geschoben wurden. Und um Halle. "Der Türrahmen des Synagogen-Eingangs von Halle hielt im Jahr 2019 dem Sprengsatz und dem Beschuss des Attentäters stand und verhinderte den geplanten Massenmord in der Synagoge. Für die Rechtsterror-Schau wurde der originale Türrahmen an den Münchner Ausstellungsort verbracht. Wie ein paar Zentimeter Holz allein einem noch weit schlimmeren Tatausgang im Wege standen, davon lässt das NS-Dokuzentrum so ein eindrückliches Bild entstehen. Auch das Massaker von Utoya und der Mordanschlag auf zwei Moscheen im neuseeländischen Christchurch finden Eingang in die thematisch überaus dichte Zusammenstellung."

In der NZZ stellt Ulrich M. Schmid den russischen Philosophen Iwan Iljin (1883-1954) vor, der Putins imperialistische Politik maßgeblich beeinflusst. Schlimm genug, aber ist er ein Faschist, wie der Historiker Timothy Snyder 2018 in der New York Review of Books erklärte? Jein, denkt sich Schmid. "Snyder stützt sich auf Iljins 'Briefe über den Faschismus' aus den Jahren 1925 und 1926, die er nach einer Italienreise verfasst hatte. In der Tat finden sich hier anerkennende Worte über den italienischen Faschismus, wohlgemerkt zu einer Zeit, als der Mord der Schwarzhemden am Sozialisten Giacomo Matteotti eine bekannte Tatsache war. Allerdings verschweigt Snyder in seiner Analyse, dass Iljin seine 'Briefe' in der Zeitschrift des liberalen Publizisten Peter Struve publizierte. Außerdem zitiert Snyder aus Iljins Artikel 'Über den russischen Faschismus' aus dem Jahr 1928 folgende Definition: 'Der Faschismus ist ein rettender Exzess einer patriotischen Willkür.' Jedoch unterschlägt Snyder Iljins nächsten Satz: 'Darin liegt sowohl seine Begründung als auch seine Gefährlichkeit.'" Es ist bei Iljin wie mit allem in Putins System, meint Schmid: Links und rechts haben keine Bedeutung mehr. Die russische Herrschaft "bedient sich eklektisch jener Elemente, die ihr nützen, und kümmert sich weder um den Herkunftskontext noch um die eigene ideologische Kohärenz". Mehr zu Iljin hier und hier.

9punkt - Die Debattenrundschau vom 30.04.2024 - Geschichte

In Geschichte der Gegenwart erinnern die Historiker Malika Rahal, Direktorin des Institut d'histoire du temps présent in Paris, und Fabrice Riceputi, Forscher am Institut d'histoire du temps présent sowie Co-Moderator der Website histoirecoloniale.net, an die Kriegsverbrechen des französischen Militärs in Algerien. Entschuldigungen Richtung Algerien interessieren dort weniger als eine "konkrete Aufarbeitung" der Geschehnisse, meinen die beiden, die sich genau dafür einsetzen: "Die Militärs unterlagen ab Januar 1957 keinen rechtlichen Beschränkungen mehr: Durchsuchungen, Verhaftungen, Gewahrsam und Verhöre fanden ohne juristische Aufsicht oder Kontrolle statt. Die Zahl der Verhaftungen explodierte und erreichte binnen sechs Monaten mehrere Zehntausend", von denen viele verschwanden. Wie nun lassen sich diese Verschwundenen ausfindig machen? U. a. durch das von Fabrice Riceputi gegründete Gemeinschaftsprojekt Mille autres. Des Maurices Audin par milliers: "Auf dieser, aus dem ersten Zeugenaufruf entstandenen Website werden fortlaufend die Fälle aus der Akte und die von den Familien ergänzten Informationen dokumentiert. Die Vermissten sind mit Namen, gegebenenfalls Foto und vorhandenen Infos gelistet, in der Hoffnung, dass sie von Angehörigen, Bekannten oder Nachbarn noch identifiziert werden. Zahlreiche Gespräche mit Zeugen konnten seither geführt werden."

9punkt - Die Debattenrundschau vom 27.04.2024 - Geschichte

Die Polen waren im 20. Jahrhundert Opfer zweier totalitärer Regime. Doch prägt seit der PiS-Regierung ein "stagnierendes Pathos aus Heroismus und Märtyrertum" die polnischen Erinnerungspolitik, das verhinderte, auch polnische Verbrechen anzusprechen, konstatiert Ulrich M. Schmid in der NZZ. Die neue Regierung unter Donald Tusk versucht das zu ändern, wird aber zur Zeit noch von Präsident Andrzej Duda behindert, wogegen sich wiederum eine Reihe polnischer Historiker mit einem 'Brandbrief' richtete: "Sie wandten sich gegen das 'enge ethnische Verständnis des katholischen polnischen Volkes', das der Arbeit des IPN [das staatliche Institut für nationales Gedenken] zugrunde liege. Die Liste der Sündenfälle, die sie dem IPN vorwerfen, ist lang. Ein Mitarbeiter des IPN in Breslau (Wroclaw) war früher Mitglied einer rechtsradikalen Organisation. Auf Fotos war dokumentiert, wie er den römischen Gruß ausführte. Als Historiker präsentierte er die sogenannte Heiligkreuz-Brigade als patriotische Organisation, obwohl sie mit den Nazis kollaborierte und die polnische Heimatarmee bekämpfte. Zwei weitere Mitarbeiter des IPN behaupteten, die polnischen Juden im Jahr 1939 seien nicht Opfer, sondern Täter gewesen und hätten in den Ghettos bis 1941 deutlich besser gelebt als die polnische Bevölkerung. Ein anderer Mitarbeiter trat mit Vorträgen zum Thema 'Die bolschewistischen Wurzeln der Gender-Ideologie' auf."
Stichwörter: Polen, Erinnerungspolitik

9punkt - Die Debattenrundschau vom 25.04.2024 - Geschichte

In der Weimarer Republik wurde ein Verbotsverfahren gegen die NSDAP von der preußischen Regierung unter Otto Braun eingeleitet, schreibt Pitt von Bebenburg in der FR. "Die Reichsregierung und Reichskanzler Heinrich Brüning (Zentrum) lehnten es jedoch ab, gegen die Nazi-Partei und ihre Anführer vorzugehen. Monatelang antworteten sie auf Nachfragen der preußischen Regierung, dass die Frage noch geprüft werden. Dann ließen sie die Angelegenheit im Sande verlaufen. 'Die Ermittlungsverfahren gegen Hitler, Goebbels und die NSDAP wegen Verletzung der Strafbestimmungen über Hochverrat, staatsfeindliche Organisationen etc. wurden dadurch abgeschlossen, dass die Oberreichsanwaltschaft sie in Übereinstimmung mit dem Reichsjustizministerium im Juni 1932 einstellte', fasste einer der Autoren der Denkschrift zusammen: der preußische Jurist Robert Kempner, der nach dem Zweiten Weltkrieg zu den US-Anklägern in den Nürnberger Prozessen zählte (...). Die Entscheidung war ein gravierender Fehler mit schwerwiegenden Folgen, wie Kempner ausführte. 'Adolf Hitler und seine Nazi-Partei wären nie an die Macht gekommen, das Dritte Reich und den Zweiten Weltkrieg hätte es nie gegeben', war er überzeugt."

9punkt - Die Debattenrundschau vom 23.04.2024 - Geschichte

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Hart geht Claudia Schwartz in der NZZ mit Claudia Roth ins Gericht, der sie vorwirft, vor Antisemitismus und Israelhass die Augen zu verschließen - sei es in Bezug auf Documenta und Berlinale, beim BDS-Beschluss des Bundestags oder jüngst mit ihrem Rahmenkonzept Erinnerungskultur: "Die deutsche Auseinandersetzung mit der NS-Vergangenheit war immer in Bewegung - es gibt die Geschichte des Nationalsozialismus, und es gibt die Geschichte seiner Aufarbeitung. Mit beiden machte jede Zeit ihre Politik. Der innenpolitische Konflikt erfährt seit Jahrzehnten immer wieder historische Umdeutung. Aufschlussreich zeigt dies Norbert Freis historische Darstellung 'Im Namen der Deutschen - Die Bundespräsidenten und die NS-Vergangenheit'. Seit der Nachkriegszeit und besonders intensiv nochmals nach der Wiedervereinigung war die 'neue Staatlichkeit' jeweils eng verbunden mit der Frage, wie es die Deutschen mit dem dunkelsten Kapitel ihrer Geschichte halten. Wer die Erinnerungspolitik als überholt betrachtet, sollte sich gerade jetzt, wo die Sicherheit der jüdischen Bürger in Deutschland ein Dauerthema ist, nochmals vor Augen führen, gegen welche Widerstände das deutsche Bekenntnis zum Geschichtsbewusstsein eingefordert wurde."

9punkt - Die Debattenrundschau vom 22.04.2024 - Geschichte

Dem Schriftsteller Antonio Scurati ist ein Auftritt im italienischen Staatsfernsehen RAI verwehrt worden, wo er einen kurzen Monolog zum 25. April, dem "Tag der Befreiung" vom Faschismus sprechen wollte. Darin wirft er der postfaschistischen Ministerpräsidentin Giorgia Meloni ein heuchlerisches Verhältnis zur Geschichte vor, berichtet Michael Braun in der taz: "Scurati trifft da den Kern der Erinnerungs- oder besser gesagt der Amnesiepolitik Melonis und ihrer Partei Fratelli d'Italia. Schon in ihrer Antrittsrede als Ministerpräsidentin im Oktober 2022 - nur drei Tage vor dem hundertsten Jahrestag von Mussolinis Marsch auf Rom, den sie mit keinem Wort erwähnte - hatte sie zwar die Rassegesetze von 1938 gegeißelt; doch weder damals noch auch bei anderen Gelegenheiten gelang es ihr, den banalen Schluss zu ziehen, dass zu einem Verbrechen auch ein Verbrecher gehört: Über Mussolini ist Meloni nie ein böses Wort über die Lippen gekommen." Den Text Scuratis kann man hier nachlesen.

Fromm klingen die Gedanken des Historikers Andreas Wirsching, Direktor des Instituts für Zeitgeschichte in München, zu den jüngsten scharfen erinnerungspolitischen Streitigkeiten in Bezug auf Holocaust und Kolonialismus auf der "Ereignisse und Gestalten"-Seite der FAZ: Notwendig sei es, "den Modus des Kulturkampfes, der den Andersdenkenden mit binären Feindbildern und universalisierten Identitätskonstruktionen zum Schweigen zu bringen sucht, zu verlassen und stattdessen zu einer aufrichtig-reziproken Kommemoration der Opfer zu finden."

In der FAZ räumt der Historiker Jörg Bong, der im Oktober den zweiten Band seiner Trilogie über die Revolution von 1848 herausbringt (hier Band 1), mit einigen Klischees über die erste deutsche Demokratie von 1848 auf. Zum Beispiel, dass diese nur zu Chaos führte. "Es ist tatsächlich zu alldem gekommen: zu Unordnung, Chaos, Krieg, Terror, Barbarei. De facto führte der Weg, den Deutschland genommen hat - natürlich nicht 'teleologisch', aber eben faktisch -, nach der Niederschlagung des ersten demokratischen Versuchs innerhalb eines Menschenalters schon bald in mehrere Katastrophen, zwei davon global und unermesslich, zuletzt in den Faschismus und seine menschheitsgeschichtlich singuläre Barbarei. Schon insofern ist es absurd, die propagandistische Warnung von damals zu wiederholen. ... Es ist umgekehrt. Im Anschluss an die Ausradierung und Vertreibung vieler Zehntausender Demokraten - ein demokratischer Aderlass, wie es ihn in Deutschland nur Anfang der Dreißigerjahre des 20. Jahrhunderts noch einmal gab - kommt es zur harschen Restauration und alter Despotie."

9punkt - Die Debattenrundschau vom 20.04.2024 - Geschichte

Der Postkolonialismus kommt  auch in der Archäologie und Altertumswissenschaft an, erzählt Gabriel Zuchtriegel, Leiter der archäologischen Stätte von Pompeji, im Gespräch mit Sabine Seifert von der taz, aber teilweise unter falschen Prämissen. In diesem Kontext erklärt Zuchtriegel auch, warum er trotz der Unterschiede zur modernen Sklaverei auch für die Antike am Begriff des "Sklaven" festhalt, nämlich um umzudenken: da waren nämlich "eigentlich wir die Sklaven. ... Die Sklaven der Römer kamen aus dem heutigen Deutschland, Frankreich, Großbritannien. Es wäre eine Gelegenheit, die eigene Wahrnehmung in Frage zu stellen. Dieser rassistische Komplex zwischen Sklaverei, Rassismus, Kolonialismus, der in der Moderne so prägend ist und der es problematisch macht, das Wort Sklave zu verwenden, könnte dadurch unterwandert werden, dass wir für die Antike an dem Begriff festhalten. Wenn wir uns klarmachen: Die berühmten Wurzeln der abendländischen Kultur waren auch das. Wir waren Sklavenbesitzer, aber auch Sklaven, und unsere Kultur kommt aus einer Gesellschaft, die bis zu einem Drittel der Bevölkerung aus Sklaven bestand."

Der Ukrainekrieg ist für den Westen auch eine Geschichtslektion. Unter anderem lernte er, dass es auch einen Imperialismus ohne Eroberung weit entlegener Regionen gibt: Russlands Imperialismus ist ein Expansionismus. Und Völker, die sich der Subsumierung nicht einfach fügten, wurden von den Zaren und dann von Lenin und Stalin auch mit Gewalt gleichgeschaltet. Alim Alijev, Generaldirektor des Ukrainischen Instituts in Kiew und aus einer krimtatarischen Familie stammend, erzählt in "Bilder und Zeiten", der virtuellen Printbeilage der FAZ: "Die Deportation begann am 18. Mai 1944 am frühen Morgen. NKWD-Soldaten klopften an die Tür eines jeden krimtatarischen Hauses und gewährten nur fünfzehn Minuten Zeit zum Aufbruch. Die Aktion dauerte drei Tage, während derer die gesamte Bevölkerung in Viehwaggons verladen und fast drei Wochen lang über zweitausend Kilometer hinweg transportiert wurde, hauptsächlich nach Usbekistan, aber auch nach Kasachstan oder in den Ural. Die Folgen der Deportation waren schrecklich: Sechsundvierzig Prozent der Verschleppten starben in den nächsten Monaten."

Außerdem: In der NZZ erzählen Nikolai Klimeniouk und die Holocaust-Historikerin Ksenia Krimer die Geschichte jüdischen Widerstandsgeistes, vom "Muskeljudentum" des Max Nordau über jüdische Studenten, die sich gegen Antisemiten duellierten, bis zum heutigen Staat Israel.

9punkt - Die Debattenrundschau vom 19.04.2024 - Geschichte

Trotz der Vielfalt des jüdischen Widerstands ist dieser in der deutschen Erinnerungskultur kaum präsent, schreibt die Politikwissenschaftlerin Sarah Stemmler, die in der FR mehr Sichtbarkeit fordert und erklärt: "Laut Achim Doerfer hängt das damit zusammen, dass die Erinnerung an Jüdinnen und Juden in der NS-Zeit von einer Opfer-Ikonografie geprägt ist. Der Jurist und Philosoph beschreibt, dass vor allem die Bilder von Kranken, Verhungernden und Sterbenden im kollektiven Gedächtnis verankert sind, nicht aber die Bilder von Partisan:innen oder jüdischen Soldat:innen in den Armeen der Alliierten. Stattdessen erinnern wir uns vor allem an nichtjüdische Widerständler:innen, wie die Studierendengruppe 'Die Weiße Rose'. Das ist zwar wichtig, vermittelt aber ein schiefes Bild: von einzelnen widerständigen Deutschen und passiven Opfern. Proportional betrachtet war der jüdische Widerstand viel zahlreicher. Es gibt Stimmen, die sich für einen Feiertag am 19. April aussprechen, der dem Aufstand im Warschauer Ghetto gewidmet ist."

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"Hasst Iran auch seine eigenen Juden?", fragt die Islamwissenschaftlerin Katajun Amirpur, jüngstes Buch "Iran ohne Islam", in der SZ. Etwa 9.000 Juden leben noch im Iran, vom Regime gezwungen, sich gegen Israel zu positioneren, fährt Amirpur fort, die die Geschichte des Antisemitismus seit der Eroberung Irans durch die Muslime im Jahre 642 erzählt. Unter Chomeini setzte schließlich eine Unterscheidung zwischen iranischen Juden und "gottlosen Zionisten" ein: "Dies verhinderte nicht, dass Juden zu Staatsbürgern zweiter Klasse wurden, aber sie anerkannten die Legitimität jüdischer Existenz in Iran und erlaubten der Gemeinde fortzubestehen."