Magazinrundschau
Warum nicht alles?
Ein Blick in internationale Magazine. Jeden Dienstag ab 10 Uhr.
25.10.2011. In Ägypten ist die Opposition mit dem Beifahrersitz zufrieden, erzählt The Daily Beast. Al Ahram plädiert dafür, dass die Kopten nicht so für sich bleiben. Haaretz interviewt Salman Rushdie. Fast Company kündigt den Großen Krieg 2012 an. In Babelia erklärt der Philosoph Jose Luis Pardo, wie wir ganz leicht aus der Finanzkrise herauskommen. Die NYT besucht Haruki Murakami.
Daily Beast (USA), 24.10.2011
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Al Ahram Weekly (Ägypten), 20.10.2011
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Nehad Selaiha fragt sich nach der Aufführung von "Feeh Ee Y Masr?" (What is up Egypt?), warum ihr dieses Theaterstück so quer im Magen liegt: "Es ist an der Oberfläche gut gemeint ... aber statt ehrlich mit den Wurzeln der koptischen Trauer oder des islamischen Fanatismus umzugehen, scheint es eine angeblich historische Toleranz der Muslime gegenüber den Christen auszustellen. Der Islam ist eine wunderbar tolerante Religion, wenn Muslime nur den wörtlichen Botschaften und Beispielen der alten Khalifen folgen würde, behauptet es. ... Die indirekte Botschaft war: Als Kopte, als ägyptischer Christ, lebst du nicht hier wegen deines Geburtsrechts, sondern weil der Islam und die Muslime dich wegen deines guten Benehmens tolerieren. Als wäre das Recht, hier zu leben, ein gnädiges Geschenk der Muslime, als hinge es von deren Großzügigkeit und gutem Willen ab. Wie unglaublich beleidigend und demütigend!!!"
Und in einem furiosen Artikel fragt schließlich Azmi Ashour: Wenn man schon überlegt die Mubarak-Partei NDP von den Wahlen auszuschließen, warum nicht auch die Islamisten, die mindestens genauso ideologisch sind? "Im Lexikon der islamistischen Propaganda und konsequenterweise in einem Großteil des öffentlichen Bewusstseins, sind die Worte 'liberal' und 'säkular' gleichbedeutend mit dem Synonym 'häretisch'."
Haaretz (Israel), 14.10.2011
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Fast Company (USA), 19.10.2011
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Elet es Irodalom (Ungarn), 21.10.2011
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New York Review of Books (USA), 10.11.2011
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Weiteres: Online lesen dürfen wir den zweiten Teil von Saul Bellows 1988 gehaltenem Vortrag "A Jewish Writer in America" (hier der erste Teil). Alma Guillermoprieto begibt sich in das Neue Gangland von El Salvador. Fang Lizhi bespricht Ezra F. Vogels Deng-Xiaoping-Biografie, und Martin Filler schreibt über zwei Architektur- und Designausstellungen in Frankfurt und New York.
Magyar Narancs (Ungarn), 13.10.2011
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Der jüdische Schriftsteller Akos Kertesz hat die Ungarn als "genetisch zum Untertan bestimmt" bezeichnet und damit eine hitzige Debatte ausgelöst, die ihn die Budapester Ehrenbürgerschaft kostete (mehr in unserer Magazinrundschau von letzter Woche). In der Debatte meldet sich jetzt der Publizist Sandor Revesz zu Wort. Er findet Kertesz' Äußerung rassistisch: "Natürlich wird der Rassismus des Akos Kertesz für niemanden tödlich enden. Direkt zumindest nicht. Indirekt vielleicht doch... Schließlich wird jeder Rassismus durch jeden anderen Rassismus gestärkt. Er liefert ein entlastendes, stärkendes, motivierendes Beispiel und fordert eine Antwort heraus. Einen unschuldigen Rassismus gibt es nicht."
Rue89 (Frankreich), 22.10.2011
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Prospect (UK), 19.10.2011
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Weiteres: Geoffrey Robertson berichtet von der britischen Diskussion um die Pressefreiheit nach dem Abhörskandal der News of the World. Steven Pinker, schärfster Kritiker aller Kulturpessimisten und zuletzt wegen seiner Thesen zur steten Gewaltabnahme im Lauf der Menschheitsgeschichte umstritten, erläutert seine ersten Amtshandlungen, wäre er der Herrscher der Welt. Warum Europa über das polnische Wahlergebnis von Anfang Oktober erleichtert sein sollte, erläutert Anne Applebaum.
Babelia (Spanien), 22.10.2011
Der spanische Philosoph Jose Luis Pardo schlägt vor, buchstäblich Kapital aus der allgegenwärtigen Ungewissheit zu schlagen: "Die ständige Fluktuation der Finanzwerte hat die Tatsachen, einst unumstrittener Bezugspunkt der Wirklichkeit, in etwas so Rätselhaftes und Flüchtiges verwandelt, dass der Gemütszustand der beteiligten Akteure längst zu einem von den Tatsachen unabhängigen Faktor geworden ist: Wenn jemand - selbst aus Tausenden Kilometern Entfernung - bloß mit Hilfe der geistigen Energie seiner 'Zukunftserwartungen' den Preis einer Ware verändern kann, wieso sollten wir dann unsere eigenen Aussichten nicht auch verbessern können, indem wir einfach mit aller Kraft daran glauben? Warum sollten wir die erschlaffte Blase unserer Zukunftserwartungen nicht durch verstärkte Zufuhr positiver Selbsteinschätzung wieder prall bekommen? Natürlich wehrt die Wirklichkeit sich gegen solch ein Unterfangen, doch die 'Indikatoren', anhand derer gegenwärtig unser Bankrott und unser Scheitern auf allen Ebenen konstatiert werden, stammen keineswegs von der störrischen Wirklichkeit selbst, sondern von eben den Leuten - den professionellen Risikoeinschätzern -, die uns bis vor kurzem unaufhörlich versichert haben, die Wirklichkeit sei so flexibel und elastisch wie unsere Wünsche und einzig und allein abhängig von der Art, wie wir die Welt betrachten."
Economist (UK), 22.10.2011
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Weitere Artikel: Die Finanzkrise macht auch dem westlichen Kunstmarkt zu schaffen, Hoffnungen werden nun auf den chinesischen Markt gesetzt, der sich bislang aber wenig für ausländische Kunst interessiert, wie man hier lesen kann. Die Talentsucher in der Musikindustrie vertrauen längst nicht mehr nur tollen Social-Media-Indikatoren, verrät ein Artikel, vielmehr muss man sich heute bereits zum Star hochgearbeitet haben, will man noch einen lukrativen Plattenvertrag ergattern. Außerdem: ein ausführlicher Nachruf auf Gaddafi.
Il Sole 24 Ore (Italien), 23.10.2011
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La vie des idees (Frankreich), 21.10.2011
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New York Times (USA), 23.10.2011
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In der Book Review: Als autorisierten Biografen hat sich Steve Jobs noch beizeiten Walter Isaacson ausgesucht, der durch seine Biografie von Benjamin Franklin und Albert Einstein für Genies hinreichend qualifiziert scheint. Sein "klares, elegantes und konzises" Buch taugt denn auch eindeutig zur "iBio", schwärmt Janet Maslin. James Fallows empfiehlt Thant Myint-Us Burma-Buch "Where China meets India" als lesenswerte Geschichte, Reisetagebuch, Familiengeschichte und Politikanalyse. Ganz hervorragend findet Thanassis Cambanis Steven Cooks Buch "From Nasser to Tahrir Square", das aber nicht von den Ereignissen des vergangenen Jahres erzählt, sondern die Geschichte des ägyptischen Militärs. Isabel Hilton lobt Ha Jins Roman "Nanjing Requiem", auch wenn er wenig Trost bereit halte.
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