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Suchwort: "Rein"
Rubrik: Tagtigall - 4 Artikel
Tagtigall 21.11.2014 […] uns zu lieben,
Und sinken zurück in die Nacht.
Du tratst aus meinem Traume,
Aus deinem trat ich hervor,
Wir sterben, wenn sich Eines
Im andern ganz verlor.
Auf einer Lilie zittern
Zwei Tropfen, rein und rund,
Zerfließen in Eins und rollen
Hinab in des Kelches Grund.
Die Welt der Dichtkunst, hier, bei Christian Friedrich Hebbel (1813 - 1863), ist sie noch in Ordnung, ganz ungefragt bei sich und […] sinken zurück in die Nacht."
Die Liebe sei das "Heiligste", notiert Hebbel in seinem Tagebuch; nur durch sie könne der Mensch "von sich selbst befreit" werden, was heißen könnte: aus der Schwere des rein irdischen Daseins hinauswachsen. Und das Dasein dieses Schriftstellers zwischen Klassik und Moderne war zeitweise ziemlich beschwert, wie man weiß. Die Harmonie der Verse - vom Erwachen bis zu Kelches […] Natur sie bestimmt hat, ihm unterwürfig zu seyn". Hier, im Gedicht hingegen, ist Liebe das wechselseitige Hegen und Erheben des Andern im Andern, sodass beide Teile des "Wir" in ihrer ganzen Schönheit - rein und rund - sich und der Welt erscheinen können. Denn: "Wir sterben, wenn sich Eines im andern ganz verlor." Kürzer kann man die Angst vor dem Selbstverlust kaum ermessen. Ob Hebbels Entscheidung für […] Von
Marie Luise Knott