Dierk Wolters

Dienstag

Roman
Cover: Dienstag
Axel Dielmann Verlag, Frankfurt/Main 2023
ISBN 9783866383197
Gebunden, 200 Seiten, 20,00 EUR

Klappentext

Die Uhr tickt, läuft durch einen offenbar ganz normalen Tag, einen Dienstag. Von dessen Morgen an bis in den Abend springt Dierk Wolters' Erzählzeiger zwischen sechs Mitgliedern einer Familie hin und her, lässt in einem family stream of consciousness hören, was sie umtreibt. Wie uns alle. Aber Dierk Wolters kratzt in seinem zweiten Roman mehr als einen repräsentativen Wochentag frei. Vom Großvater bis zum Nesthäkchen, von mütterlichen Versorgungssorgen bis zum Ärger im Altenheim, von Freizeitsport bis Berufsnot reichen diese inneren Stimmen, und selbstverständlich nehmen sie auch einander aufs Korn. Unabhängig davon, ob es sich um einen Gedankensplitter eines der Familienmitglieder oder um eine innere Suada handelt, die teils amüsant, teils tiefgehend, teils bestens vertraut, teils schrullig sind - interessant ist es vor allem das zu belauschen, was zwischen den Figuren geschieht. Oder eben nicht. Denn zwischen den Rede- und Denkzeiten, welche Dierk Wolters seinen Figuren einräumt, wird dieser Roman bedenklich, im Wortsinn: Es gibt uns zu denken, wie wir unsere Leben zu organisieren versuchen, wie wir "miteinander" zu leben meinen, wo doch Mutmaßung und Selbsteinredung an die Stelle von Gespräch rücken; wie unsere gesellschaftlichen Funktionen und Positionierungen uns letztlich mehr voneinander trennen, als uns in Beziehungen zu setzen; wie stark Nähe und Distanzierung, Fremd- und Selbstbestimmung in unseren einzelnen Köpfen virulent ist, dort aber feststeckt - und uns voneinander fernhält.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 11.04.2024

Für den Rezensenten Tilman Spreckelsen überzeugend stellt sich Dierk Wolters in seinem Buch die Frage, was die Mitglieder einer Familie eigentlich verbindet, was sie trennt und wie unterschiedlich sie einen einzigen Tag wahrnehmen. Denn auf den im Titel erwähnten Dienstag beschränkt sich auch der Handlungszeitraum, lesen wir. Erzählt wird aus unterschiedlichen Perspektiven in Form innerer Monologe, so Spreckelsen. So zum Beispiel die Geschichte von Großvater Hartmut, der sich im Altenheim umbringen will oder die vom frisch verliebten Enkel Florian. Die Herausforderung, den Figuren trotz der Kürze Raum zu geben, meistert der Autor ohne Probleme, bemerkt der Kritiker, sie dürfen sich entwickeln, ohne dass dem Leser diese Ansichten und Entwicklungen vorgekaut werden. Ein Roman, der den Rezensenten durch seine Suche nach der Gemeinsamkeit einer Familie zu trösten weiß, wie er schließt.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 23.12.2023

Sechs verschiedene Menschen kommen in Dierk Wolters Roman in inneren Monologen zu Wort, fünf davon Mitglieder einer Familie, hält Rezensentin Judith von Sternburg fest: Dieser einzige, von morgens bis abends durchleuchtete Tage spielt zwar im Juni, passt aber mit allen familiären Problemen auch bestens in die Weihnachtszeit, findet sie. Eine Affäre spielt ebenso eine Rolle wie "Streitereien über Pommes, Pferdebürsten und Pünktlichkeit", erzählt die Kritikerin, die sich freut, hier sowohl Innen- als auch Außensicht eines Familienlebens kennenzulernen, das so normal wie individuell ist. Mit allen großen und kleinen Familienkatastrophen ein "ernsthaft spannender Roman", bekräftigt die Rezensentin.