Laura Lichtblau

Schwarzpulver

Roman
Cover: Schwarzpulver
C.H. Beck Verlag, München 2020
ISBN 9783406755569
Gebunden, 202 Seiten, 18,95 EUR

Klappentext

Es ist kalt geworden in Berlin, es ist die Zeit der Rauhnächte. Lautstarke Propaganda dominiert längst nicht mehr nur die Straßen der Hauptstadt, sondern die Politik des ganzen Landes. Und mittendrin taumeln drei Verlorengegangene, die plötzlich beginnen, sich Fragen zu stellen. Da ist Burschi, die Johanna liebt, gegen alle Widerstände. Und dabei nicht nur den starken Arm eines Staates zu spüren bekommt, der kein Anderssein mehr duldet, sondern auch die Brüchigkeit menschlicher Beziehungen, wenn die Angst im Nacken sitzt. Da ist Charlie, der in anarchischen Musikerkreisen zwischen Joints und lauten Beats erwachsen wird. Und lernt, sich der allgegenwärtigen Überwachung auf seine Weise zu entziehen. Und da ist Charlotte, seine Mutter, Scharfschützin einer Bürgerwehr, die in ihren Loyalitäten schwankt und dabei droht den Verstand zu verlieren. Ist ihre Militanz vielleicht nur ein missglückter Versuch, dem eigenen Leben zu entkommen?

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 12.11.2020

Rezensent Martin Halter kommt nicht recht zum Höhepunkt mit Laura Lichtblaus Roman. Irgendwas scheint ihn zu faszinieren an der Geschichte über eine finstere nähere Zukunft, in der eine rechte Bürgerwehr Jagd macht auf Widerständige aller Art, aber am Ende verpufft der Zauber für ihn, und was bleibt, ist "wohlfeile Politsatire" vor Kreuzberger Kulisse. Die Figuren, eine Sniperin, ihr Kiffersohn und eine diebische Lesbe, hauen Halter auch nicht vom Hocker, weil entweder unglaubwürdig oder zu glatt. Überraschend findet er immerhin die Bildlichkeit im Text, doch insgesamt reicht die laut Halter an österreichischen Autorinnen geschulte Lichtblau nicht an die sprachliche Fertigkeit einer Jelinek oder Sargnagel heran.
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Rezensionsnotiz zu Die Welt, 15.08.2020

Rezensentin Marlen Hobrack erinnert der dystopische Roman von Laura Lichtblau an ein Kunstmärchen. Lichtblaus mitunter stark dialektal geprägte Sprache scheint ihr derart surreal, zugleich lebendig und poetisch. Dass so niemand spricht, stört Hobrack nicht. Im Gegenteil, meint sie, der Roman darf das. Die Geschichte um drei Widerständige in einer rechten Republik, die Lichtblau laut Hobrack multiperspektivisch erzählt, ist, ob nun als Dystopie originell oder nicht, für Hobrack allein aus sprachlicher Sicht ein Ereignis.

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk Kultur, 21.07.2020

Rezensent Michael Braun empfiehlt Laura Lichtblaus Debütroman mit kleinen Einschränkungen. So "kühn-innovativ", wie vom Verlag gepriesen, mag die Erzählkunst der Autorin vielleicht durchgängig nicht sein - dafür gerät ihm die ein oder andere Schilderung zu grob. Unbedingt lesenswert findet er den Roman trotzdem: Allein die Idee in einer nahen Zukunft in Berlin eine von Bürgerwehren gestützte rechte Regierungsmacht gegen eine aufbegehrende Subkultur antreten zu lassen, scheint Braun spannend. Wenn in dieser "nuancenreichen" dystopischen Anordnung mit drei Hauptfiguren die Lage eskaliert, ruft das Braun nicht zuletzt in Erinnerung, wie fragil und bewahrenswert das diverse urbane Leben doch ist, wie bedrohlich der "reaktionäre Rollback".
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