Maurice Philip Remy

Der Fall Gurlitt

Die wahre Geschichte über Deutschlands größten Kunstskandal
Cover: Der Fall Gurlitt
Europa Verlag, München 2017
ISBN 9783958901858
Gebunden, 600 Seiten, 35,00 EUR

Klappentext

"Tür aufgebrochen. Zollfahndung Lindau." Mit diesen knappen Worten beschreibt Cornelius Gurlitt die dramatischen Ereignisse vom 28. Februar 2012, als Zollbeamte in seine Münchner Wohnung eindringen und seine Sammlung aus über 1500 Kunstwerken beschlagnahmen - eine Aktion, die später als "Schwabinger Kunstfund" Eingang in die Medien findet und weltweit für Schlagzeilen sorgt. Der Vorwurf der Staatsanwaltschaft: Bei den Bildern, die Gurlitts Vater Hildebrand im Dritten Reich erworben hat - darunter sind Kunstwerke von u.a. Paul Cézanne, Édouard Manet, Claude Monet und Henri Matisse sowie Ernst Ludwig Kirchner, Karl Schmidt Rottluff, Emil Nolde, Franz Marc und Max Beckmann im Wert von hundert Millionen Euro -, soll es sich größtenteils um NS-Raubkunst handeln. Doch die Wahrheit sieht anders aus.  Maurice Philip Remy hat den Fall Gurlitt in jahrelanger Recherche aufgearbeitet, den kompletten Nachlass Hildebrand Gurlitts gesichtet und als Quelle herangezogen. In diesem Buch präsentiert er seine Ergebnisse: Remy entwirft ein Generationen umspannendes Porträt einer Familie mit ihren Licht- und Schattenseiten. Der leidenschaftliche Kunsthändler Hildebrand Gurlitt war sicher kein Nazi und Kunsträuber. Der Vorwurf, er habe sich an der Not der jüdischen Mitbürger bereichert und Kunstwerke für Parteigrößen der NSDAP besorgt, ist mit Remys Buch nicht mehr aufrechtzuerhalten. In diesem Licht wird die Verfolgung seines Sohnes Cornelius Gurlitt durch die Behörden zu krassem Unrecht. Remy weist auf der Basis der Ermittlungsakten nach, dass die Durchsuchung der Wohnung Gurlitts in Schwabing und die Beschlagnahmung der Sammlung rechtswidrig war. Und er zeigt auf, wie die Politik in Berlin diesen Skandal jahrelang verschleppt und verschwiegen hat, um von den eigenen Versäumnissen abzulenken.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 02.11.2017

Thomas E. Schmidt lernt in Maurice Philip Remys Aufarbeitung des Falls Gurlitt aus anderer Perspektive als aus der der Behörden die eigentlichen Schuldigen eines Skandals kennen, nicht Gurlitt, sondern Ermittler wie den Zollbeamten Bernhard Haller oder den Staatsanwalt Johannes Ballis. Das von Remy quellennah herausgearbeitete Fehlverhalten von Justiz und Zoll macht Schmidt fassungslos. So betrüblich die Lektüre auch ist, meint er, so notwendig ist das Buch. Nicht zuletzt, weil der skandalöse Versuch, an einem Unschuldigen wie Gurlitt exemplarisch Nazi-Unrecht zu beseitigen, juristisch sicher nicht mehr verfolgt wird, wie Schmidt ahnt.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 27.10.2017

Heribert Prantl hat das Buch des Kunsthistorikers Maurice Philip Remy mit Interesse und Spannung gelesen. Auf 669 Seiten betrachte der Autor den Fall Gurlitt kenntnisreich und ausführlich, lobt der Kritiker, der hier nachliest, wie Zoll, Staatsanwalt und Justiz die Causa Gurlitt zum NS-Raubkunst-Fall "hochjazzten" und Gurlitt seines Eigentums "beraubten". Lediglich sechs Kunstwerke der Sammlung seien bisher eindeutig als Raubkunst identifiziert worden, erfährt Prantl. Das Versagen der Behörden auf mehreren Ebenen kann ihm Remy detailreich vermitteln.
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