Samuel Selvon

Eine hellere Sonne

Roman
Cover: Eine hellere Sonne
dtv, München 2019
ISBN 9783423281928
Gebunden, 256 Seiten, 22,00 EUR

Klappentext

Aus dem Englischen von Miriam Mendelkow. Er ist gewitzt, liebenswert und unausstehlich: der 16-jährige Tiger, den seine Eltern mit einem Mädchen verheiraten, das er noch nie gesehen hat. Wie er ist ganz Trinidad Anfang der Vierzigerjahre im Aufbruch - plötzlich schlagen die Amerikaner auf und ziehen einen Highway quer über die Insel. Also Schluss mit den Gelegenheitsarbeiten. Raus aus den Bretterbuden. Auf in die Arme der Amerikaner. Und dann? Ein karibischer Roman, in dessen strahlendem Licht Selvon eine große Frage stellt: Wie baut man sich ein Leben auf, wenn man gar nichts hat - nichts außer Mut und Witz.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 02.04.2020

Rezensent Hans Christoph Buch stellt Samuel Selvon dessen Landsmann Naipaul gegenüber und stellt fest, dass Selvon der menschenfreundlichere, politisch engagiertere, volkstümlichere, derbere, subjektivere Autor von beiden ist. Den laut Rezensent von Miriam Mandelkow "pointensicher" übersetzten Debütroman Selvons von 1952 deutet Buch als Entwicklungsroman eines "indischen Boys zum richtigen Mann". Prädikat: lesenswert, meint Buch.
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Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk Kultur, 07.11.2019

Trinidad in den Vierzigern - die im zweiten Weltkrieg auf der Insel stationierten Amerikanern bringen die Moderne auf Samuel Selvons karibische Heimatinsel und mit ihr bisher ungekannte Aufstiegschancen. Tiger ist Sohn einer indischen Einwandererfamilie und einer von denen, die diese neuen Chancen zu nutzen wissen, erklärt Rezensent Marko Martin. Seite für Seite liest man, wie sich der aus bescheidenen Verhältnissen stammende Protagonist langsam hoch arbeitet und dabei die ihm in die Wiege gelegten Ideen von Tradition und ethnischer Homogenität zurücklässt, um die befreiende Wirkung der Vielfalt kennenzulernen, so Martin, der hier weder Nostalgie noch Bitterkeit findet. Selvons Zuneigung, seine Melancholie und sein Humor sind nie unkritisch und immer inklusiv und emanzipatorisch, betont er. Lob geht auch an die Übersetzerin Miriam Mandelkow, die den speziellen karibischen Sound gekonnt ins Deutsche übertragen habe.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 28.09.2019

Laut Rezensent Michael Schmitt begleiten die Leser*innen den jungen indischstämmigen Tiger hier durch die Zeit des Zweiten Weltkriegs, die Trinidad im Eiltempo eine wirtschaftliche Blüte bescherte, weil Großbritannien und die USA die Insel zu einem militärischen Stützpunkt umbauten. Der unerfahrene Frischvermählte stürzt sich voller naiver Hoffnungen auf den neuen Arbeitsmarkt, nur um bei Kriegsende wieder vor der Aussicht zu stehen, ein Feld bepflügen zu müssen - nun aber in einem Land, das gar keine Strukturen mehr hat, referiert der Rezensent. Autor Samuel Selvon veranschaulicht am Beispiel von Trinidad alle Probleme, die entstehen, wenn Mächte von außen sich mit ihrem Geld sang- und klanglos verabschieden, lobt Schmitt.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 18.09.2019

Christoph Bartmann überlegt, worin wohl heute die Bedeutung dieses frühen Romans von Samuel Selvon liegt. Fündig wird er weniger bei der Geschichte um "Rasse, Klasse und Geschlecht" und Aufstiegschancen im spätkolonialen Trinidad, aus dem auch der Autor stammt, oder bei der Rekonstruktion einer "verschwundenen Herkunftswelt", als bei Selvons Art des Erzählens. Immerhin hat der Autor das karibische Englisch erst "literaturfähig" gemacht, weiß Bartmann. Die Dialoge im Buch in der Übersetzung von Miriam Mandelkow befremden Bartmann erst mit ungewöhnlichen Wendungen, scheinen ihm dann aber produktiv irritierend. Genauso muss es 1952 auch für die zeitgenössischen Leser gewesen sein, vermutet er.
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