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Rainald Goetz

wrong

Textaktionen
Cover: wrong
Suhrkamp Verlag, Berlin 2024
ISBN 9783518128275
Kartoniert, 367 Seiten, 24,00 EUR

Klappentext

WRONG ist ein Band mit kleineren interventionistischen Texten, die in den letzten fünfzehn Jahren, der Zeit der Arbeit am Buch SCHLUCHT, entstanden sind.WRONG: Auftritt, Vortrag, Lehre, Interview, Kritik: alles falsch, alles immer wieder: wrong. Und doch ist es wichtig, daß man sich als Autor auch direkt, mit solchen Textaktionen, am öffentlichen Gespräch beteiligt, lebendig, wirr, flirrend, das Ich ungeschützt präsentiert, nicht nur in die finale Totengestalt des Werks hineinkonzentriert. So schreiben, wie man reden würde, wenn man dem Gegenüber schnell erklären will, was man zu Joachim Bessing denkt, zu Michel Houellebecq, zu Albert von Schirnding oder zum Rechtsstreit des Suhrkamp Verlags mit dem Investor Barlach. In den Interviews geht es um die eigenen Bücher, den Fotoband elfter september 2010, den Roman Johann Holtrop oder das Theaterstück Reich des Todes. In zwei Reden und zwei Aufsätzen - der Antrittsvorlesung "Leben und Schreiben", der Rede "Büchnerpreis", der Produktionspoetik "Spekulativer Realismus" und der Rezeptionspoetik "Absoluter Idealismus" - hat Rainald Goetz seine Autorschaft grundlegend zu bestimmen versucht, aber vom Gestus her auch hier inspiriert von der Direktheit der mitmenschlichen Begegnung und dem Darlegungsfuror in mündlicher Rede.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 24.05.2024

Rezensent Paul Jandl ahnt, dass Rainald Goetz auch mit 70 noch jung ist, wenn auch nicht mehr so wie zu Zeiten von "Rave". Die versammelten Texte wirken auf ihn wie gehabt - inspirierend, hart am Rand des Nervens. Goetz' hier abgedruckte Rede 2022 am Berliner Wissenschaftskolleg lässt Jandl nachdenken: ob die Welt damals wirklich bereit war zum Krieg, wie Goetz ganz aufgeregt vermutet? Wenn der Autor dann jüngeresk über Krieg und Jugendlichkeit salbadert, möchte Jandl lieber vorblättern. Etwa zu herrlich dünnhäutigen, von Goetzschem Hass angetriebenen Porträts von Biller, Stucki, Rutschky. Nee, eine "harmlose Waldfee der deutschen Literatur" wird Goetz nimmer mehr, so Jandl.

Rezensionsnotiz zu Die Welt, 24.05.2024

Heute wird Rainald Goetz siebzig Jahre alt, Mladen Gladic gratuliert und spricht über die beiden neuen Bände, die zu diesem Anlass im Suhrkamp-Verlag erschienen sind: Goetz ist für Gladic immer absolute Gegenwart, kein anderer Autor vermag es, den jeweiligen Zeitgeist so einzufangen, versichert er. "Wrong" ist nicht ausschießlich gegenwärtig, versammelt der Band doch Texte und Interviews von 2006 an, für die Leser ist aber doch vieles dabei, das sich als Zeitdiagnose lesen lässt, etwa zur stetigen Beschleunigung von Texten, Bildern und Reaktionen im Internet. Nicht nur um das eigene Poetik-Verständnis des Autors geht es, sondern auch das Verhältnis von Körper und Geist und um moralische Fragen etwa zum Suizid des Schriftsteller-Kollegen Wolfgang Herrndorf. Dazu lassen sich ergänzend auch gut die Stücke in "Lapidarium" lesen, die den Kritiker bisweilen an Peter Handke erinnern.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 23.05.2024

Rainald Goetz schreibt in diesem Buch über sich, indem er über andere schreibt, denkt Rezensent Peter Kümmel. Der Band, der diverse Texte und auch Interviews enthält, beschäftigt sich unter anderem mit Goetz' Schriftstellerkollegen Michael Rutschky, und Kümmels Rezension geht insbesondere auf eben diese Passagen ein. Goetz wirft Rutschky im Anschluss an eine Veröffentlichung aus dessen Nachlass Indiskretion vor, erklärt Kümmel. Insgesamt bespricht der Rezensent das Buch als eine lesenswerte Fortführung des Goetzschen Werks.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 18.05.2024

Zwei neue Bücher von Rainald Goetz, dem "Autor der Gegenwärtigkeit", hat Rezensentin Julia Encke vor sich, den Band mit den Stücken erwähnt sie nur kurz, um auf die Sammlung an Texten, Notaten und Reden einzugehen, deren Impulse sie dem Titel entsprechend ziemlich oft "wrong" findet. Goetz beziehe sich darin auf Kollegen wie Nora Bossong und Maxim Biller, um eine Vermischung von Literatur und Politik zu beklagen, die keinem der beiden Bereiche gerecht werde. Auch die moralisierte Bewertung von Wolfgang Herrndorfs Suizid stößt Encke sauer auf und passt für sie nicht in Goetz' programmatische Selbstverpflichtung, nicht schlecht über andere Schriftsteller zu sprechen. Außerdem missfällt der Kritikerin der Früher-War-Alles-Besser-Gestus, was sie nach dieser Lektüre "ratlos" zurückbleiben lässt.
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